Das ganze Dorf kommt zusammen, wenn der Pranzo, das gemeinsame Festessen steigt.

Erkundungstour in Sardiniens Bergen

In den Hügeln Nordsardiniens wohnen die urtümlichen Sarden. Sie sind Bergler, wie sie im Buche stehen: Bodenständig und knorrig. Aber umso gastfreundlicher.

Sie wohnen in winzigen Dörfern, die Bauern, Schafhirten und Handwerker der Provinz Nuoro im Herzen der Insel. Ihr Leben ist einfach, wird aber von der Schönheit des Landes und den kulinarischen Genüssen versüsst. Gerade jetzt im Herbst, wo auf der zweitgrössten Insel des Mittelmeers neben dem Pecorino-Käse, den Spanferkeln, den Sardischen Gnocchi, Maccarones und Ravioli auch Pilze, Wild – und natürlich Edelkastanien auf den Tisch kommen.

Die Einheimischen lassen den Marroni zu Ehren Ende Oktober sogar Feste steigen: Zum Beispiel die Sagra delle Castagne e delle Nocciole in Aritzo. Der Kurort mit der traumhaften Aussicht lockt dann mit gerösteten Kastanien, Haselnüssen und anderen Spezialitäten der Region.

Natürlich begleitet einheimischer Wein jedes dieser Pranzo genannten Festmahle. Ein raffinierter, strohgelber Vermentino zum Apéro und ein körperreicher Cannonau zum Fleisch, der die Sonne Sardiniens in sich trägt. Und als Verteiler gibt’s Mirto oder Fil’e Feru, den höllisch starken lokalen Grappa.

In der hügeligen Gegend bewegen sich viele Tiere frei. Auf der Fahrt begegnet man dann und wann einer Kuhherde, die ihrem Hirten folgend gemächlich voranschreitet. Irgendwo im Wald grunzt eine Sau, eine Kuh grast zwischen den Bäumen.

Geheimnis und Tradition in Meana Sardo

Auf den Anhöhen ob Meana Sardo, einem 2000-Nasen-Dorf, entdecken Reisende seltsame Hügelbauten. Es sind die Nuraghe Nolza, Steinbauten der sagenumwobenen Nuraghischen Kultur. Dort arbeitet Laura. Sie weiss, wie in den geheimnisvollen, 13 Meter hohen Steinhaufen gelebt wurde. Die zierliche 28-Jährige gehört zum Archäologenteam, das die Wiederherstellung der Konstruktion aus der Bronzezeit vorantreiben soll. Das dauert schon mehr als 20 Jahre, weil der Kredit für die Arbeit immer wieder gestrichen wird. Nun gut, zwei Jahrzehnte sind auch nicht so lang, wenn man bedenkt, dass der Nuragho schon 3600 Jahre auf seinem steinernen Buckel hat.

In Meana Sardo kleiden sich viele Frauen traditionell. Sie tragen schwarze Kopftücher, schwarze Jupes, bestickte Blusen. Eine von ihnen ist Maria. Die 56-Jährige webt in einem kleinen Kämmerlein Wolle und Leinen, genauso wie ihre Mutter Anna-Maria, die mit 93 noch den kleinsten Fehler im Gewebe entdeckt und ihr «Kind» tadelt. Stolz zeigen die beiden ihre Küche mit den traditionellen Geräten.

Imposante Sanddünen

Es lohnt sich auch im Herbst, ans Meer zu fahren. Denn die Costa Verde ist sehenswert: unverbaut und touristisch kaum erschlossen ist die Küste. Die Sanddünen von Arenas und Piscinas sind so imposant wie erholsam. Welch ein Gegensatz zur mondänen Costa Smeralda im Sommer, welch eine Vielfalt auf dieser Insel. Nicht umsonst nennen die Sarden ihr Eiland einen kleinen Kontinent.

Beat A. Stephan

Sardinien-Tipps

  • Die Hauptsaison ist von April bis Oktober.
  • Der Spezialist für Sardinien-Ferien ist Smeraldo Tours in Volketswil, Telefon 044 908 50 10. www.smeraldo-tours.ch
  • Anreise: Von Genua, Civitavecchia oder Livorno mit der Fähre nach Olbia. Flüge mit Swiss ab Zürich sowie mit EasyJet ab Basel.
  • Sardische Spitzenküche geniessen: Im Restaurant Su Gologone bei Supramonte (Oliena) unweit der gleichnamigen Quelle.
  • Gastronomie auf hohem Niveau zelebrieren: Im Restaurant Gallura in Olbia.
  • In die geheimnisvolle Geschichte Sardiniens eintauchen: Im 3500 Jahre alten Nuraghendorf Su Nuraxi bei Barumini.
  • Eine Kathedrale im Erdinneren besuchen: In den Grotten Su Marmuri bei Ulassai in der Provinz Nuoro.

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