Nirgends ist das Wasser kitschig-blauer als auf Malta.

Auf der Insel der Seligen

Auf Malta gehen die Uhren anders – nicht nur an den Kirchen. Doch die beschauliche Mittelmeerinsel bietet überraschende Erlebnisse


Das Taucherparadies Malta hat nicht nur die kitschigblausten Buchten und das klarste Wasser des Mittelmeers, sondern auch eine enorm bewegte Geschichte. Alle Völker machten sich hier mal breit, Phönizier, Griechen und Römer, Vandalen, Ostgoten, Normannen, Araber, Franzosen, Briten ... es würde zu weit führen, sie alle aufzuzählen. Auf jeden Fall haben sie grossen Einfluss gehabt.

In der aus einem arabischen Dialekt entwickelten semitischen Sprache Maltas, in der vor allem italienische, aber auch spanische, englische und französische Wörter erkennbar sind, sowie in der Gestalt der Malteser: Viele sind mediterrane Typen, ziemlich kompakt gebaut, nicht allzu gross – und leicht verklemmt. Das liegt wohl daran, dass hier im Jahr 60 nach Christus der Apostel Paulus gelandet ist und seine Lehre verbreitete. Doch keine Angst: Die Malteser sind nicht hinter dem Mond.

Prachtvoll: St. John's Co-Cathedral.

Dennoch: Paulus’ Wirken hat bleibende Spuren hinterlassen. Auf Malta und der Schwesterinsel Gozo stehen 365 Kirchen, sagen die Malteser. Eine davon ist die St. John’s Co-Cathedral. In dem hochbarocken Bau ist unter anderem Caravaggios 1608 gemalte Enthauptung Johannes des Täufers zu sehen. Ein geniales Werk, das mit einer gewagten Raumaufteilung und einer betörenden Lichtgestaltung zu faszinieren weiss. Maltas Kirchen haben übrigens zwei Uhren: Eine funktionierende und eine bloss aufgemalte. Sie zeigt die falsche Zeit und soll den Teufel verwirren.

Auf Malta und seinen Schwesterinseln wohnen 400’000 Menschen. Sie sind friedlich, von überbordender Kriminalität und Gewalt ist hier fast nichts bekannt. Und die meisten von ihnen sind sehr hilfsbereit. Zum Beispiel John: Er spricht uns an – auf Schweizerdeutsch! Der lustige Malteser, seines Zeichens Fabrikant, kennt nicht nur Malta und Gozo, er ist auch Schweiz-Fan, seit er einmal eine amouröse Verwicklung mit Helvetien hatte. Seither gehört er zu den wenigen Maltesern, die Schweizer Fernsehen gucken.

Bereitwillig zeigt John uns die Insel Gozo und führt uns in die besten Restaurants Maltas, wo wir geniales Brot, spritziges Cisk Lager Bier, feine Kinnie-Limonade, gehaltvolle Malteser Weine, Fisch und Fleisch geniessen – zu einem sensationell günstigen Preis. Der perfekte Guide. Wer freundlich zu ihm ist, darf auf eine Privatführung hoffen.

Und übrigens: Lassen Sie sich für Ihre Reise nach Malta keine 200-Euro-Noten geben. Die werden sie fast nirgends los, Wechselgeld ist Mangelware. Mit kleinen Noten und Münz fahren sie besser.

Geheimtipp: Einheimische springen im St. Peter's Pool auf der Delimara-Halbinsel ins kühlende Nass.

Badespass

Golden Bay liegt abgelegen von den Städten und Dörfern Maltas im Nordwesten der Insel. Auch im Sommer ist es an diesem Strand unter der Woche ruhig. An den Wochenenden ist dieser Strand bei den Maltesern beliebt und nach Sonnenuntergang bleiben viele, um hier zu Grillieren und den sternenklaren Himmel bei einer erfrischenden Nachtbrise zu geniessen.

Gnejna Bay: Diese Bucht liegt abgelegen und ruhig einen kurzen Fussweg von der Golden Bay entfernt. Hier treffen sich vor allem Männer, die ungestört Sonne und Natur geniessen wollen. Gnejna Bay bietet ein flaches Steinplateau direkt am Wasser, das zum Sonnenbaden einlädt. Wer mehr Wert auf seine Privatsphäre legt, kann am anderen Ende der Bucht hinter einem Hügel ein ruhiges Plätzchen finden.

Malta-Tipps

Gut essen

Einige der besten Adressen auf Malta und Gozo. Reservation empfohlen.

Wenn die quirlige Louise im Terrazza in der Spinola Bay in St. Julian’s die mediterranen Tagesspezialitäten anpreist, kommt man ins Schwärmen. Und wenn sie die «Mouthwatering Sweets» ankündigt, ist kein Halten mehr. Und nur besonders liebe Gäste dürfen von ihr mal ein herzhaftes «You’re such a bitch» erwarten. Wobei sie sofort relativierend anfügt «it takes a bitch to recognize a bitch».

Wer so richtig gediegen baden will, mit ausladenden Liegen und riesigen Sonnenschirmen, sollte den Baia Beach Club in der Little Armier Bay besuchen. Dort serviert die charmante Crew frische Spezialitäten aus dem Wasser. Baiabeachclub.com

La Vecchia Dogana, lavecchiadogana.com

Im Hafen von Gozo gibt’s das Sicilia Bella. Die sizilianische Besitzerfamilie serviert frischeste mediterrane Küche: Fisch, Pasta ... Que bello!

Lord Nelson in Mosta. Exzellente Französisch-Italienische Küche in einer romantischen Atmosphäre. Unbedingt den Lobster probieren.

Des doofen Namens zum Trotz ein Tipp: Ausflugsrestaurant Bobbyland Dingli Cliffs. Hervorragender Chicken Salad. Der Chüngel war bei unserem Besuch leider zäh.

Das Tarragon in St. Paul’s Bay. Gilt als eines der Besten, aber nicht das billigste Restaurant auf Malta.

Das Ta Frenc in Gozo. Essen in einem authentischen Bauernhaus mit idyllischem Garten.

Einkaufen

Jeweils sonntags am vielfältigen Markt Marsaxlokk.

Maltas Weine sind hierzulande wenig bekannt, die Insel bietet aber hervorragende Tropfen, die man sich nicht entgehen lassen sollte: Rot: Grand Maitre Ghajn Rihana Estate von Marsovin, Nexus Merlot of Malta von Meridiana Weiss: Antonin blanc aus Gozo, Chardonnay von Marsovin, Gran Cavalier Sauvignon Blanc D.O.K. von Delicata.

Unterkunft Hotel Juliani in St. John’s. Mitten im lebendigen Hafenbezirk.

Geschichte Historisches Manche Bauten sind älter als die Pyramiden Ägyptens. Sehenswert ist das prähistorische Hypogäum, das 3800 bis 2500 vor Christus als Tempel benützt wurde. Die Besucherzahl ist beschränkt, Reservation erforderlich.

Einen schnellen, sehr gut gemachten Überblick über die bewegte Geschichte Maltas bietet die multimediale 45-Minuten-Show The Malta Experience.

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