In dieser Serie haben wir Ihnen die drei Essstörungen Anorexie, Bulimie und Binge-Eating vorgestellt. Diese drei Krankheiten schliessen die Liste von Essstörungen natürlich nicht ab, gehören jedoch zu den verbreitesten.
Sind Sie selber von einer Essstörung betroffen? Oder haben Sie Betroffene im Umfeld?
In diesem Artikel erfahren Sie mehr darüber, welche Therapiemöglichkeiten es gibt. Natürlich unterscheiden sich gewisse Inhalte der Therapien je nach Art und Schweregrad der Essstörung. Trotzdem können die Grundbausteine der Behandlung gut zusammengefasst werden.
Therapiesetting
Die Behandlung einer Essstörung erfolgt im Idealfall durch Fachpersonen oder Einrichtungen, welche auf den Umgang mit Essstörungen spezialisiert sind. Der Heilungsprozess dauert dabei über mehrere Monate bis Jahre. Gerade aus diesem Grund ist ein gutes Behandlungsteam aus verschiedenen Fachrichtungen, welche eine engmaschige Absprache untereinander pflegen, von grossem Nutzen. Beteiligte Fachkräfte sind beispielsweise Hausärzte oder Psychiater, Psychotherapeuten, Beratungsstellen, Kliniken und die Ernährungsberatung.
An erster Stelle stehen in der Regel ambulante Behandlungen. Da die Patientinnen und Patienten dadurch im gewohnten Umfeld bleiben, können sie die Schule oder den Beruf weiter ausüben. Verschlechtert sich die Situation der Betroffenen, muss eine Therapie in einer Tagesklinik oder ein stationärer Aufenthalt in Betracht gezogen werden. In einer Tagesklinik nehmen Betroffene tagsüber an einem intensiven Therapieprogramm mit Einzelsitzungen sowie gruppentherapeutischen Aktivitäten teil. Die Nächte und das Wochenende verbringen sie zu Hause.
Reichen die beschriebenen Massnahmen nicht aus, kommen stationäre Behandlungen in spezialisierten Kliniken zum Einsatz. Dabei durchlaufen die Betroffenen diverse, auf die Behandlung der Essstörung angepasste, Therapien. Sie werden dabei Tag und Nacht in der Klinik betreut.
Therapie-Elemente
- Psychotherapie: Die Therapie ist hier etwas abhängig von dem psychotherapeutischen Ansatz. So gibt es unter Anderem systemische Therapien, Körpertherapien, Kreativtherapien oder kognitive Verhaltenstherapien. Wie genau vorgegangen wird, hängt zudem auch vom jeweiligen Krankheitsstadium, der Art der Essstörung und vom Patienten selber ab. Am Anfang geht es vor allem darum, die Motivation zur Veränderung aufzubauen sowie die Änderung des Essverhaltens zu unterstützen. Zu einem späteren Zeitpunkt rücken die Aspekte, welche die Problematik der Essstörung aufrechterhalten, ins Zentrum. Dazu gehören beispielsweise Selbstwert und Körpererleben, Perfektionismus, Umgang mit negativen Emotionen sowie erlebte Beziehungsmuster.
- Ernährungsberatung: Die Ernährungsberatung unterscheidet sich ebenfalls je nach Art der Essstörung. Während bei einer Anorexie vor allem die praktische Begleitung einer Gewichtszunahme im Vordergrund steht, geht es beim Binge-Eating beispielsweise darum, das rigide Essverhalten und die strengen Diätgedanken aufzulockern. Die Ernährungsberatung ergänzt die Psychotherapie, da spezialisierte Ernährungsfachpersonen die Betroffenen bei Fragen, Ängsten und Unsicherheiten rund ums Essen konkret unterstützen können. Dabei sind auch ernährungspsychologische Aspekte wichtig, vor allem wenn es darum geht die Angst vor gewissen Lebensmitteln zu verlieren, eine flexible Esskontrolle zu erlernen oder emotionale Essgründe zu erkennen.
- Selbsthilfegruppen: Für viele Menschen mit einer Essstörung kann es unterstützend wirken, wenn sie Personen mit ähnlichen Problematiken kennenlernen. Die Erkenntnis nicht alleine zu sein kann Mut und Selbstvertrauen geben. Durch die Auseinandersetzung mit mehreren Personen können eigene Konflikte erkannt werden. Zudem ist es häufig einfacher, als Gruppe ein Ziel gemeinsam anzugehen.
- Medikamente: In bestimmten Situationen können Medikamente die Therapie unterstützen. Mehr Informationen darüber finden Sie hier.
Viele weitere Informationen zu den Therapien rund um die Essstörungen finden Sie auf der Homepage der aes.ch oder von netzwerk-essstoerungen.ch.
Adressen von Fachpersonen aller Richtungen finden Sie hier.
Die Therapien bei Essstörungen sind anstrengend und brauchen Zeit. Der Weg zurück in ein gesundes Leben und zurück zu unbeschwertem Essen lohnt sich aber auf jeden Fall. Mit der passenden Therapie und der Unterstützung durch das Umfeld ist vieles möglich. Wir wünschen allen Betroffenen und Angehörigen alles Gute, Geduld und Zuversicht.
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