Happiness - Bonheur - Glücklich sein: Das oberste Ziel.

Glücklich werden, aber subito!

Bin ich glücklich? Und was ist Glück überhaupt? Wenn Sie sich solche Fragen stellen, sind Sie in guter Gesellschaft: Die Jagd nach dem Lebensglück ist das Megathema der Gegenwart. Doch was ist eigentlich Glück und wie wird man glücklich? Tipps für Glückssucher.


 

Gesundheit, Vertrauen, finanzielle Sicherheit, Natur, Freunde und Verwandte, Freizeit, Kinder, Ehe und Partnerschaft, aber auch Sex, Mitbestimmung und Arbeit: Das sind die am häufigsten genannten Zutaten für ein glückliches Leben. Dies zeigte die vom GfS-Forschungsinstitut im Auftrag der «Zürich» durchgeführte Studie «Dem Glück in der Schweiz auf der Spur».

Mit diesen Zutaten ein Glücksrezept zu komponieren ist verlockend – und wird mehr denn je gemacht: Ratgeber zum besseren Leben überschwemmen die Buchhandlungen, in den Bestsellerlisten findet man Titel wie «Die Glücksformel», und sogar der Dalai Lama greift zur Feder: «Der Weg zum Glück» heisst eines seiner Werke.

Der Zwang zum Glücklichsein

«Be happy!», lautet der Imperativ unserer Zeit – eine paradoxe Forderung. «Wer glücklich wirkt, gilt als Sieger. Niemand will ein Verlierer sein. Doch ausgerechnet durch das Streben nach Glück gelangen wir in eine Zwangssituation, die unglücklich machen kann», sagt Harry Wolf, der in Zürich eine philosophische Praxis betreibt.

Weg vom Happinesswahn

Glücklich sein heisst nicht, permanent gut drauf zu sein, im Gegenteil: Freude kann nur empfinden, wer auch deren Gegenteil kennt, vor dem Hintergrund des Unglücks erhält Glück erst seinen Sinn. Dauernde Freude endet in Langeweile und innerer Öde. Glück ist auch nicht eine Frage eines einzelnen Grossereignisses. Langfristig glücklich machen häufige kleine Glücksmomente, zum Beispiel durch Musse, Musik, Entspannung oder einen kleinen Sieg über sich selbst. Jedes erreichte Zwischenziel bedeutet ein Stück Glück. «Das Rascheln des Laubs im herbstlichen Wald oder das Kitzeln eines morgendlichen Sonnenstrahls auf der Nase kann Glücksgefühle auslösen», sagt Harry Wolf, «aber man muss bereit und fähig sein, diese positiven Impulse auch wahrzunehmen.»

Was hat Glück mit Geld zu tun?

Viele Menschen träumen vom grossen Lottogewinn und denken, er würde sie glücklich machen. Doch Geld ist keine Garantie fürs Glücklichsein. Marc Rosset beispielsweise, als Spross einer Bankerfamilie und Tennis-Olympiasieger materiell sicher nicht schlecht gestellt, klagte in einem Interview: «Ich bin nie glücklich gewesen. Und es gibt keinen Grund, weshalb ich es heute sein sollte.»

Glück ist also auch in der kapitalistischen Gesellschaft kein käufliches Gut. Selbst im Land der Banken ist Geld nicht das Einzige, was zählt. Dies bestätigt eine Umfrage des Magazins «Facts»: Befragt, was an einer neuen Stelle wichtiger sei – Geld oder Spass – entschieden sich 82 Prozent für Spass.

Eine Studie von Professor Bruno S. Frey von der Universität Zürich untersuchte den Einfluss des Geldes auf das Glücksgefühl. Es zeigte sich, dass zwar eine Einkommenssteigerung von 3500 auf 4500 Franken das private Glück steigert, ab 5500 Franken nimmt das Glücksgefühl jedoch eher wieder ab. Dies vor allem, weil andere Faktoren die Vorteile der Mehreinnahmen überlagern: Oft leidet die Beziehung unter der Karriere, Freizeit bleibt nur wenig übrig. Der Grossverdiener wird von der Arbeit erdrückt, ohne über seinen Arbeitsrhythmus selber bestimmen zu können.

Demokratie und Glück

Bruno S. Frey entdeckte in seiner Studie auch, dass demokratische Mitwirkung das Glücksempfinden erhöht – nicht nur auf Staatsebene. Selbständige sind in der Regel glücklicher als Angestellte – unabhängig vom Einkommen.

Als Indiz fürs Glücklichsein stehen Glücksgüter wie Gesundheit, Familien- und Liebesleben, Freunde, soziale Sicherheit, Arbeit, Erfolg, Sex, Lebenssinn oder Geld.

Als Glückskiller gelten Schmerz und Krankheit, materieller und emotionaler Mangel. Die meisten dieser Werte gelten jedoch nicht absolut, sondern im Vergleich zu den Mitmenschen: «Ein grosses soziales Gefälle verstärkt das Unglückspotenzial», sagt der Zürcher Philosoph Harry Wolf.

Glück ist nicht nur innerhalb einer Gesellschaft, sondern auch von Person zu Person relativ: Schicksalsschlägen und glücklichen Ereignissen zum Trotz pendelt sich das Glücksgefühl bei einem Glücksniveau ein, das der persönlichen Grundstimmung entspricht. Das zeigte eine Studie, in der Menschen, die im Lotto gewonnen hatten, verglichen wurden mit Unfallopfern, die eine Querschnittlähmung erlitten hatten. Beide Gruppen schätzten sich bereits nach sechs Monaten wieder als gleich glücklich oder unglücklich wie zuvor ein – «Ich möchte privat glücklich sein und neue Sachen erleben», sagte Silvano Beltrametti ein Jahr nach seinem schrecklichen Unfall in der Skiabfahrt von Val d’Isère.

Die Fakten allein entscheiden also nicht über das Glücklichsein, sondern die Haltung dazu: «Kann ich zu einer neuen Situation Ja sagen, baue ich quälende Spannungen zwischen Wunsch und Wirklichkeit ab», sagt Harry Wolf.

Von Beat A. Stephan

Naturerlebnis: Ein Element des Glücks.

Glück ist lernbar - Die besten Tipps für Gückssucher

Gelassen werden: Es ist sinnlos, Energie auf Dinge zu verschwenden, die man ohnehin nicht ändern kann (wie den Tod). Konzentrieren Sie sich besser auf Dinge, die Sie beeinflussen können.

Sich hingeben: Erinnern Sie sich an Momente, in denen Sie sich voll und ganz einer Sache widmeten, die Sie forderte? Zum Beispiel an ein Spiel als Kind in völliger Selbstvergessenheit? Es ist gut möglich, dass Sie sich dabei im so genannten Flow befanden – einem fliessenden Zustand, der glücklich macht. Ein Schritt auf dem Weg zum Glück ist also, zu erkennen, was man mit Hingabe macht. Und es dann auch intensiv tun!

Im Jetzt leben: Fragen Sie Ihre Bekannten nach glücklichen Momenten. Sie werden Ihnen entweder sagen, dass sie einst glücklich waren oder dass sie später einmal, wenn sie befördert werden, glücklich sein werden. Kaum jemand wird sagen, er sei gerade jetzt glücklich. Das ist gefährlich, denn das Glück liegt nicht irgendwo in ferner Zukunft, sondern im Hier und Jetzt. Wer sein Leben aufschiebt, verliert es.

Lüste ökonomisch einsetzen: Leistet man sich jeden Tag sein Lieblingsessen, so verliert es seinen Reiz. Das Schöne wird erst im Wechsel mit dem Unangenehmen als angenehm wahrgenommen.

Ruhig werden: Im abendländischen Verständnis kann Glück kein dauernder Zustand sein. Glück ist seiner Natur nach nur episodisch möglich, dauerndes Glück wäre schal. Sigmund Freud war gar überzeugt, dass «Glück im Plan der Schöpfung nicht vorgesehen» ist. Die östliche Philosophie hingegen postuliert eine andere Glücksvorstellung: eine Gelassenheit, jenseits aller Begierden und Wünsche, die durch verschiedene mentale Glückstechniken gefördert werden kann. Dazu eine Übung: Wenn Sie im Stress sind und den Überblick komplett verloren haben, so versuchen Sie, die Welt von weit weg zu betrachten. Die Erkenntnis, wie klein Sie und Ihre Probleme aus dem Weltall wirken, ist ungemein beruhigend.

Richtig lächeln: «Jahrelang standen psychosomatische Vorgänge im Zentrum des Interesses», sagt der Luzerner Philosoph Georges T. Roos. «Heute wird wieder entdeckt, dass sich umgekehrt auch Körperliches in der Seele niederschlagen kann.» Ein Beispiel ist das echte Lächeln, das so genannte Duchenne-Lächeln, bei dem sich nicht nur der Mund hebt, sondern auch die Augenregion. Wissenschafter haben herausgefunden, dass das Bewegen dieser Muskeln glücklicher machen kann! Vielleicht liegt ja im selbstvergessenen Lächeln des Buddha der Schlüssel zum Glück?

Bewegen Sie sich: Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass sportliche Bewegung den seelischen Gesamtzustand verbessern kann: Ein fitter Körper stärkt das Selbstbewusstsein, die erhöhte Sauerstoffzufuhr ermöglicht eine bessere Ausnutzung der Gehirnkapazität, und depressionsfördernde Substanzen werden beim Schwitzen ausgeschieden.

Veränderung beginnt bei Ihnen: Fokussieren Sie Ihr Denken auf Lösungen, nicht auf Probleme. Sie können nur sich selbst wirklich verändern, also tun Sie es.

Lösungsorientiertes Denken sieht auch die Berner Psychologin FSP Susanne Anderegg als Weg zum Glück: «Erfahrungen werden im limbischen System gespeichert. Neue, positive Erfahrungen können alte, negative überlagern und abschwächen.» Konkret bedeutet dies, dass es für ein Paar in der Krise sinnvoller ist, positive Erlebnisse wie gemeinsam verbrachte Abende zu fördern, als auf Probleme der Vergangenheit zu fokussieren und sie damit immer grösser werden zu lassen.

Leben statt konsumieren: Wer dauernd vor der Glotze hockt, erfährt das Leben bloss aus Dritter Hand. Gemäss dem Londoner Physiologen Leon Kaplan soll langes Fernsehen sogar den körpereigenen Speicher des Wohlfühlhormons Endorphin leeren. Danach kann man sich nicht mehr locker und leicht fühlen.

Akzeptieren statt sich aufregen: Akzeptieren Sie die Situation, in der Sie sich befinden – für den Augenblick. Das heisst nicht, dass Sie die Situation mögen müssen. Es heisst auch nicht, dass man nichts verändern kann. Aber es kann heissen: aufhören, sich darüber aufzuregen, dass das Leben so ist, wie es ist.

Essen Sie Glück: Sogar Nahrungsmittel können glücklicher machen. Kakao enthält entspannendes und stimmungsaufhellendes Theobromin; Bananen, Avocados, Nüsse und Meerfische enthalten Vitamine des B-Komplexes, die für die psychische Ausgeglichenheit wichtig sind.

Zusammengestellt von Beat A. Stephan

Gück, Pech und Happiness

«Er hat im Leben viel Glück gehabt/Und ist doch niemals glücklich gewesen», liess der Dichter Franz Dingelstedt einst auf seinen Grabstein meisseln. Die Grabinschrift zeigt das Dilemma: Die deutsche Sprache weiss nicht zu unterscheiden zwischen Glück als zufälligem Ereignis und Glück im Sinne von Lebensglück. Da sind andere Sprachen genauer: Englisch unterscheidet zwischen «Luck» und «Happiness», Französisch zwischen «Chance» und «Bonheur».

Auch der Anblick einer Blüte kann glücklich machen.

Literatur zum Thema Glück

■ Dalai Lama: Der Weg zum Glück

■ Barbara Schmidt: Glück braucht Mut

■ Stefan Klein: Die Glücksformel

■ Ken Keyes: Rezepte zum Glück

■ Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein

■ Mihaly Csikszentmihalyi: Flow

■ Epikur: Über das Glück.

Höre auf zu vergleichen und sei glücklich ...

... das ist mein Credo. Glück und Unglück entsteht aus meiner Sicht im Vergleich.
Lebe ich in den Slums und habe eine grössere Hütte als mein Nachbar, dann tendiere ich dazu, glücklich zu sein.
Lebe ich aber in Beverly Hills und habe einen kleineren Swimming-Pool als mein Nachbar, dann tendiere ich zum Unglücklichsein.

Wenn ich mich also nicht mit meinem Nachbarn vergleiche und mir selber genüge, tendiere ich zu permanentem Glück.

Versucht's mal, es ist nicht ganz leicht.

Zerfressen von Neid und Missgunst

Guten Tag Frau Hochreutener
Sie sprechen mir aus dem Herzen: Haben-Menschen (die ich mir möglichst vom Halse halte) sind meiner Erfahrung gemäss gar nicht fähig zum Glücklichsein. Ihre Psyche wird korrodiert vom Neid auf andere. Sie missgönnen ihren Mitmenschen die grosse Wohnung, die Beförderung im Beruf, die harmonische Partnerschaft, den Reichtum.
Statussymbole bedeuten ihnen alles, und sie geraten in Status-Verlustangst. Dies, weil sie permanent nur auf andere schielen, denen es vermeintlich besser geht als ihnen.
Dabei vergessen sie ganz, wie gut es ihnen eigentlich geht und leben, zerfressen von Hass, im Unglück, statt ihr Glück zu geniessen.
Eine wissenschaftliche Studie hat bewiesen, dass Ihre Vergleichs-These stimmt: Menschen, die finden, sie verdienen zu wenig, wurden 500 Franken mehr Monatslohn angeboten, mit der Bedingung, dass dann die anderen 1000 Franken mehr erhalten. Vor diese Wahl gestellt, verzichtete die überwiegende Mehrheit auf die zusätzlichen 500 Franken. Sie verdienten lieber gleich wenig wie zuvor, solange bloss die anderen nicht noch mehr verdienen …

Voilà - ahnte ich es doch...

...und schon bin ich ein glücklicher Mensch. Ein wenig Status und Stolz und eigene Anerkennung tut eben wohl.
Dank für das Feedback.
Gruss Daniela

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