Die traditionelle Wiener Küche ist geprägt durch verschiedenste Einflüsse, einerseits durch die Nähe zu Ungarn, andererseits aufgrund der Zuwanderung verschiedenster Landesmänner und –frauen in das Kaiserreich: In jedem grossen Wiener Haushalt arbeiteten Köche und Köchinnen aus Ungarn, dem Balkan, Böhmen als auch aus Italien. So können Sie in Wien beispielsweise in den Genuss vom Tafelspitz kommen, welcher ursprünglich aus Italien stammt. Auch das Gulasch ist kein „waschechter Wiener“, es stammt ursprünglich aus Ungarn. Obwohl die Wiener Küche sich vielen Speisen aus der Umgebung bedient hat, wurden sie nach und nach durch neue Gewürze und Zutaten abgewandelt und haben somit einen eigenen Charakter entwickelt. Die Wiener Küche ist eine gelungene Kombination aus sättigender Hausmannskost und raffinierter Genüsslichkeit geworden.
Tafelspitz
Der Tafelspitz gehört zu den berühmtesten Spezialitäten Wiens. Er ist ein feinfaseriges Stück Rindfleisch von der Keule eines jungen Ochsens. Der Tafelspitz wird zusammen mit Rindsknochen, Pfefferkörner, Karotten, Lauch Sellerie, Zwiebeln und Liebstöckel über mindestens drei Stunden gekocht, anschliessend in Scheiben geschnitten und zusammen mit der Suppe serviert. Dazu werden in der Regel Schnittlauchsauce, Kren, Gemüse und Röstkartoffeln gereicht.
Kren ist der österreichische und bayerische Ausdruck für Meerrettich, welcher fein gerieben und mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer abgeschmeckt auf den Tisch kommt.
„Krautfleckerl“
„Krautfleckerl“ ist eine deftige Mahlzeit aus Weisskraut und „Fleckerl“. Letzteres ist eine österreichische Nudelspezialität in Form eines Quadrates. Zuerst wird eine feingehackte Zwiebel in Zucker karamellisiert und mit Essig abgeschmeckt. Danach wird in Würfel geschnittenes Weisskraut dazugegeben, mit Bouillon aufgegossen und gedünstet. Danach werden die gekochten „Fleckerl“ dazugegeben und das Ganze mit gehacktem Schnittlauch und Schwarzbrot serviert.
„Mohr im Hemd“
Die Süssspeise mit dem interessanten Namen ist ein Schokoladenkuchen aus Schokolade, Paniermehl, Zucker, Eidotter, Mandeln und Rotwein in Form eines Gugelhupfs. Er wird in der Form im Wasserbad gekocht, anschliessend mit heisser Schokoladensauce übergossen und mit Schlagrahm serviert. Der Name „Mohr im Hemd“ kommt vom veralteten Begriff „Mohr“, eine Bezeichnung für einen Menschen mit dunkler Hautfarbe, und der Ausdruck „Hemd“ bezieht sich auf den Schlagrahm, welcher den „Mohr“, also den Schokoladenkuchen, umgibt.
Die Wiener Küche hat, wie Sie sehen, viel mehr zu bieten als Wiener Schnitzel und Apfelstrudel!
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