Worum geht's?
Das Prinzip der Trennkost geht auf den amerikanischen Arzt Dr. Howard Hay zurück. Mit 41 Jahren litt er an einer schweren Nierenerkrankung, die von seinen Ärzten im Jahre 1910 als unheilbar diagnostiziert wurde. Er selbst wollte die Krankheit nicht einfach hinnehmen und fing an, sich über die Ernährungsweisen unserer Vorfahren zu informieren. Er kam zum Schluss, dass sich die Steinzeitmenschen nach einer Art Trennkost ernährten, indem sie viele Beeren, Früchte und andere Pflanzen verzehrten und tierische Nahrung (die ja nicht so einfach zu beschaffen war) nur in geringen Mengen zu sich nahmen.
Hay war der Überzeugung, dass unsere Vorfahren dank dieser Ernährung frei von Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Magen-Darm-Erkrankungen, Kreislauferkrankungen, Rheuma und Diabetes blieben. Er entwickelte die Trennkostdiät an sich als Versuchsperson. Laut eigenen Angaben konnte er seine Krankheit tatsächlich positiv beeinflussen. Er starb 1940, also erst 30 Jahre nach der Diagnose, und zwar nicht an seiner Krankheit, sondern durch einen Unfall.
Zur Trennkost
Hay war der Meinung, dass Eiweisse und Kohlenhydrate zusammen schwerer zu verdauen seien als einzeln. Deswegen sollten diese beiden Nahrungsmittelgruppen strikt getrennt werden. Er teilte die Nahrungsmittel in die Eiweiss-, die Kohlenhydratgruppe und die Neutrale Gruppe ein. Die Nahrungsmittel der Neutralen Gruppe können mit den anderen beiden Gruppen kombiniert werden. Doch die Eiweiss- und die Kohlenhydratgruppe muss strikt getrennt werden. Das heisst zum Beispiel ein kohlenhydratreiches Mittagessen und dafür ein proteinreiches Abendessen (ohne Kohlenhydrate).
Daneben teilte Hay die Nahrungsmittel zusätzlich in sauer und basisch ein. Sauer und basisch beziehen sich auf die Endprodukte dieser Nahrungsmittel im Körper. Auf einer Trennkosttabelle ist die Einteilung ersichtlich:
- Zur Eiweissgruppe gehören Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Salatdressings mit Rahm und Mayonnaise, Soja, Tofu, Bohnen (mit Ausnahme der grünen Bohnen) und die meisten Obstarten, da diese basisch seien und nicht mit der Kohlenhydratgruppe kombiniert werden sollten.
- In die Kohlenhydratgruppe gehören alle Getreideprodukte, süsses Obst wie Banane, Papaya, Birnen, Datteln, Feigen usw, Kartoffeln, Kürbis, Topinambur, Süsskartoffeln, Salatdressings mit süssem oder saurem Rahm, Olivenöl oder kalt gepresstes Saatöl wie Raps- oder Leinsamenöl, frischer Tomatensaft mit Gewürzen, Rohzucker, Honig, mässig Joghurt, Milch und Quark.
- In die neutrale Gruppe gehören Nüsse, Fette und Öle, die meisten Gemüse, Hafer- und Weizenkleie, Hülsenfrüchte, Kerne, Gewürze und Kräuter, Rosinen, Honig, Ahornsirup. Früchte und Gemüse in richtiger Kombination sollen den Hauptteil der Diät ausmachen.
- Fette, Kohlenhydrate und Eiweiss sollen in kleinen Mengen verzehrt werden.
- Es sollen möglichst naturbelassene Nahrungsmittel zu sich genommen werden. Raffinierte oder sonst verarbeitete Produkte sollen vermieden werden.
Wichtige Bemerkungen
- Die Theorie ist wissenschaftlich nicht haltbar: unser Verdauungssystem hat keine Probleme damit, Kohlenhydrate und Proteine gleichzeitig einzunehmen.
- Die Nahrungsmitteleinteilung ist unlogisch. Die meisten Früchte haben praktisch keinen Eiweissanteil, dafür aber viele Kohlenhydrate. Einige Nahrungsmittel sind seltsamerweise in mehreren Gruppen vertreten.
- Die Annahme, dass man dank der Trennung der Nahrungsmittel abnehme, ist falsch. bei genauerer Betrachtung der Trennkostrezepte fällt auf, dass die Portionen einen recht tiefen Brennwert haben (zwischen etwa 200 und 400 kcal). Bei drei Mahlzeiten mit dieser geringen Energieaufnahme ist die Gewichtsabnahme vorprogrammiert, das hat mit dem Trennen nichts zu tun, sondern mit dem weniger essen.
Vorteile
Durch das Trennen ernähren Sie sich abwechslungsreich, die Nährstoffaufnahme ist im allgemeinen gewährleistet. da Sie recht oft neu variieren müssen. Sie lernen dabei neue Nahrungsmittel kennen, die Sie vorher nicht gegessen haben. Sie essen durch diese Diät vermehrt Früchte und Gemüse, dadurch nehmen Sie Vitamine wie Folsäure, Vitamin C, A und K und Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium auf. Die tiefe Gesamtenergieaufnahme führt zu Gewichtsverlust. Wenn Sie diese Trennkost durchhalten, werden Sie abnehmen.
Durch das Trennen verringern Sie den Fleischkonsum, eine oft fettreiche Komponente beim Essen. Wenn Sie vermehrt naturbelassene Nahrungsmittel konsumieren, essen Sie in der Regel vitamin- und mineralstoffreicher. Ihre Nahrungsaufnahme erhält Struktur und eine Regelmässigkeit. Vom Energiegehalt her gesehen, ist die Trennkost der energiereduzierten Mischkost sehr ähnlich. Die Durchführung und die Regeln der Trennkost sind einfach und auch durchführbar, wenn Sie auswärts essen.
Nachteile
Milchprodukte werden zu wenig eingenommen (sollten drei Portionen pro Tag sein), daher ist eine genügende Kalziumaufnahme nicht gewährleistet. Sie können Ihre Kalziumzufuhr zusätzlich mit kalziumreichem Mineralwasser steigern. Aproz zum Beispiel hat einen sehr hohen Kalziumanteil von 550 mg Kalzium pro Liter. Mit dieser Menge ist die Hälfte der Tagesempfehlung gedeckt. Achten Sie zudem auf kalziumreiches Gemüse wie Grünkohl, Spinat oder Broccoli.
Sie verändern massgebend die klassische Menuzusammensetzung, was nicht schlecht, aber vielleicht ungewohnt ist. Denn Essgewohnheiten sind stark und nachhaltig! Also wenn Sie Gschwellti gerne ohne Käse essen oder nur Kalbsgeschnetzeltes ohne Rösti – wunderbar. Wenn Sie lieber bei den gewohnten Speisezusammensetzungen bleiben, ist die Trennkost ungeeignet und es lohnt sich, eine andere Variante der Kalorienreduktion zu suchen.
Wenn Sie die Trennkost beenden, ist der Jo-Jo-Effekt vorprogrammiert. Die zuvor geringe Energieaufnahme versetzt den Stoffwechsel in den Sparmodus wie jede andere Diät auch. Aktivieren Sie Ihren Stoffwechsel durch Bewegung wieder. Planen Sie regelmässige Spaziergänge ein und machen Sie drei bis vier Stunden pro Woche Sport. Ausdauertraining wie Joggen, Schwimmen oder Velofahren sind gut geeignet, um den Stoffwechsel anzukurbeln.
Gewisse Nahrungsmitteleinteilungen sind unlogisch und zum Teil kommen Nahrungsmittel in verschiedenen Gruppen vor. Dies könnte Sie verwirren und Ihren Lerneffekt beeinträchtigen.
Die Methode ist wissenschaftlich nicht haltbar und weist auf keine zusätzlichen Massnahmen wie Bewegung hin.
Bewertung der Trennkostdiät
0 = nicht vorhanden, 1 = in Ansätzen vorhanden, 2 = gut, 3 = sehr gut
- Sind alle Nährstoffe abgedeckt? 1
- Praktikabilität + Finanzen: 1
- Langfristige Erfolgsaussicht (Lernerfolg): 1
- Ganzheitlichkeit: Bewegung, Psychologisches, Wissen: 0
- Gesamtbewertung 0.75: aus wissenschaftlicher Sicht nicht begründbar. Wenn’s Ihnen schmeckt, spricht nichts dagegen, wenn’s Ihnen nicht schmeckt - lassen Sie es sein.
Fazit
Die Trennkost ist einfach durchzuführen und Sie verlieren bestimmt einige Kilos damit. Wenn es Ihnen schwer fällt vermehrt auf Kohlenhydrate zu verzichten, stellt sich für Sie die Frage, wie lange Sie diese Diät durchhalten. Ansonsten können Sie Ihre Nahrungsmittelwahl damit abwechslungsreich gestalten, vor allem, da Sie die neutrale Gruppe mit den anderen kombinieren dürfen. Diese Diät können Sie aktiv ausgewogener gestalten, indem Sie auf genügend Bewegung, Vitamin- und Mineralzufuhr achten. Wenn Ihnen die Diät mundet und die Speiseauswahl Ihrem Geschmack entspricht, können Sie diese Diät längerfristig durchführen. Fällt Ihnen die Trennung jedoch schwer, rate ich Ihnen, eine andere Diät zu suchen, die Ihren Essgewohnheiten besser entspricht.
Diäten im Fokus
Finde icht toll, dass hier Diäten vorgestellt und bewertet werden! So wird man wenigstens seriös beraten mit wissenschaftlichen Argumenten!