Heute ist Weihnachten. Fritzchen versucht eifrig, seiner Mutter beim Auspacken der geheimnisvollen Schachteln zu helfen, die schon vor ein paar Tagen aus dem Keller geholt wurden und seitdem im Gang stehen.
Manche von ihnen sind ganz alt und verstaubt und andere sehen so aus, als seien sie gerade erst aus dem Geschäft gekommen. Aber immer, wenn es ihm gerade gelingt, das Raschelpapier aus der Kiste zu ziehen, um wenigstens einen kleinen Blick hineinzuwerfen, stupst ihn die Mutter beiseite. „Geh, Fritzchen, nimm die Finger weg", sagt sie streng. „Vor Weihnachten darf man nicht so neugierig sein." „Ach Mama", bittet Fritzchen, „lass mich doch auch mal gucken..." „Gucken tut man mit den Augen Fritzchen, nicht mit den Händen. Und jetzt schlage ich vor, du gehst noch ein bisschen raus zum Spielen, bis ich hier mit allen Vorbereitungen fertig bin." Fritzchen zieht einen Flunsch: „Ich kann dir doch helfen, Mama", schlägt er vor. Er hofft, dass sie sich doch noch umstimmen lässt. Denn erstens ist er sicher, dass es in den Wunderkisten viele tolle Sachen zu entdecken gibt, und zweitens hat er gar keine Lust, alleine zum Spielen zu gehen.
Denn seit sein Bruder nicht mehr da ist, muss Fritzchen oft alleine spielen. Sein Bruder war in einen anderen Wald gezogen und hatte dort eine eigene Familie gegründet. Aber die Mutter bleibt dabei. „Schau doch mal, ob du das Christkind draußen findest", schlägt sie vor. „Das kann man doch nicht sehen", brummelt Fritzchen, als er sich seinen Schal umbindet. Den blauen Schal mit den weißen Streifen mag er sehr, den hat er nämlich letztes Jahr zu Weihnachten bekommen.
Als er die Haustür zu macht und in den weißen Winterwald hinausstapft, seufzt er: „ Sogar heute muss ich alleine spielen, wo doch Weihnachten ist." Grummelnd und brummelnd tapst er durch den Schnee. Da sieht er auf einmal zwei Hasen, die miteinander spielen. „Die haben es gut", denkt er, „ die haben sich, und ich bin immer so alleine." Einen Moment überlegt er, ob die zwei ihn wohl mitspielen lassen würden. Aber wahrscheinlich hätten sie nur Angst vor ihm und würden ganz schnell davonrennen. Und zum Jagen hat Fritzchen heute keine Lust. „Alle haben einen Freund, nur ich nicht", schnieft er traurig vor sich hin.
So tapst er immer weiter durch den Wald, bis er zu seiner Lieblings - Lichtung kommt. Mit schwerem Herzen lässt er sich auf die alte knorrige Baumwurzel plumpsen und seufzt. Dann stützt er den Kopf auf seine Pfoten und denkt nach. „Immer bin ich allein...Ach wenn ich doch nur einen Freund hätte", denkt er und sieht sich um. Aber außer den tanzenden Schneeflocken ist niemand zu sehen. Da setzt sich auf einmal eine dieser Flocken ganz frech auf seine Nase. „Pfuuuhhh!!" schnaubt Fritzchen, denn die Schneeflocke kitzelt ihn. Aber die Schneeflocke fliegt nur in die Luft, schlägt einen Salto und setzt sich dann wieder auf seine Nase. „Pfuuuhhh!!" macht Fritzchen noch einmal. Als er sich kräftig schüttelt, um die lästige Schneeflocke wieder los zu werden, hört er eine Stimme: „Hej, nicht so stürmisch, da wird mir ja ganz schwindelig!" Vor lauter Schreck fällt Fritzchen von seiner Wurzel rückwärts in den Schnee.
Erschrocken sieht er sich um. Nichts zu sehen. Da schwebt von oben auf einmal die große Schneeflocke wieder herab, und in einem Licht erscheint ein kleines Wesen vor ihm. „Wer bist du denn?" fragt Fritzchen erstaunt. „Ich bin das Christkind!" „Das Christkind?" fragt Fritzchen, „Ich dachte immer, das Christkind kann man nicht sehen?" „Heute schon, heute ist doch Weihnachten. Du darfst dir sogar etwas wünschen" , sagt das Christkind. „Hm, einen Wunsch hätte ich schon... ich wünsche mir einen Freund, wenn du das machen kannst?" Das Christkind nickt feierlich: „ Dein Wunsch wird dir erfüllt!" Und mit einem "Fröhliche Weihnachten, Fritzchen" verschwindet es wieder in einer Schneeflocke und ist nicht mehr zu sehen.
Fritzchen wartet gespannt. Nichts passiert. Und bevor er noch ganz eingeschneit ist, steht er auf und brummelt: „Nicht mal auf das Versprechen vom Christkind kann man sich verlassen..." Einsam und traurig läuft er wieder durch den Wald.
Auf einmal trifft ihn ein Schneeball. „Oh, Verzeihung", hört er eine Stimme. Er dreht sich um und sieht einen Dachs, der verzweifelt versucht, großen Schneebällen zu entkommen, die auf ihn herunterfallen. „Oioioioioioi" , sagt der Dachs, dann trifft Fritzchen schon wieder ein Schneeball. Fritzchen schüttelt sich den Schnee aus dem Fell und guckt fasziniert zu. „Sag mal", fragt er nach einer Weile, „was machst du da eigentlich?" „Ich spihiihiihiieeeelleeeee....", sagt der Dachs, dann fallen auch schon alle Schneebälle gleichzeitig herunter.
„Hallo, ich bin Dani, der Dachs und du?" „Fritzchen", sagt Fritzchen, „Was spielst du denn?" „Ich jongliere!" sagt Dani ganz stolz. „Ich werfe viele Bälle hoch und fange sie wieder auf. So kann ich auch allein Ball spielen." Fritzchen staunt immer noch. Dann fragt er: „Darf ich das auch mal probieren?" „Klar!" sagt Dani. „Du musst zuerst ein paar Schneebälle machen. Aber sie müssen schön fest sein." Fritzchen nickt. Er nimmt etwas Schnee und macht drei Schneebälle daraus. Dann wirft er sie in die Luft. Aber so schnell kann er sie gar nicht fangen, wie sie wieder herunterkommen.
Dani zeigt ihm, wie er es macht: "Also, du nimmst erst einmal zwei Schneebälle und wirfst sie hoch. Dann fängst du jeden wieder auf, aber immer mit der anderen Hand. Schau, so!" Geschickt wirft Dani die Bälle hoch und fängt sie wieder . „Das ist ja ganz einfach", denkt Fritzchen. Als er eine Weile geübt hat, sagt Dani: „Gut, und jetzt machen wir es mit drei Bällen. Den ersten wirfst du hoch, und dann machst du es genauso wie vorher." Doch schon liegt der erste Schneeball wieder am Boden. Aber nach einer Weile Üben, weiß er, wies geht. Dani hat schon vier Bälle in der Luft und Fritzchen versucht es auch. Immer mehr und mehr Bälle werden es und Fritzchen hat schon ganz rote Backen vor Begeisterung. Und weil sie beide nur nach oben gucken, um die Bälle aufzufangen, merken sie gar nicht, dass sie immer mehr zusammenkommen.
„Oioioioioioi" , ruft Dani, als er wieder einmal versucht, die Bälle rechtzeitig einzufangen, und Fritzchen ruft:"Aaachtunggg!" Da stoßen die beiden auch schon zusammen, fallen in den weichen Schnee und werden von den herunterfallenden Schneebällen begraben. Lachend und prustend befreien sie sich aus dem Schnee. „Und was spielen wir jetzt?" fragt Dani. „Komm, wir spielen Verstecken!" schlägt Fritzchen vor. „Du musst zuerst suchen!" Also versteckt sich Fritzchen hinter einem Baum, während Dani sich die Augen zu hält und bis zehn zählt. Schnell hat er Fritzchen gefunden, denn seine Fußspuren waren im Schnee gut zu sehen. Danach sucht Fritzchen Dani. Der hat sich unter einer Wurzel versteckt, und Fritzchen muss eine ganze Weile suchen, bis er ihn entdeckt hat.
Dann laufen sie gemeinsam ein Stück, und als sie einen Hügel sehen, legt sich Dani auf den Rücken und rutscht mit einem lauten „Hurra!" den Hügel hinunter. „Das kann ich auch!" ruft Fritzchen und hat Dani bald eingeholt. Schnell laufen sie wieder nach oben. Immer neue, lustige Ideen haben sie, wie sie den Hügel noch hinunterrutschen können. Als sie beide japsend und mit roten Backen vom Spielen müde sind, gehen sie nach Hause.
Aber natürlich treffen sie sich morgen wieder. Das haben sie sich ganz fest versprochen.
Als Fritzchen endlich nach Hause kommt, hat er schon fast vergessen, dass heute Weihnachten ist. Zuerst gibt es das Weihnachtsessen. Da fragt die Mutter neugierig: „Na Fritzchen, hast du das Christkind denn gesehen?" „Ja", sagt Fritzchen „als ich Wald ganz alleine war, habe ich es gesehen. Es hat gesagt, ich darf mir etwas wünschen, da habe ich mir einen Freund gewünscht. Ja, und dann habe ich Dani getroffen, und wir haben zusammen gespielt. Er hat mir Jonglieren beigebracht." „Wer ist denn Dani?" fragt die Mutter erstaunt. „Dani? Dani ist mein Freund!" sagt Fritzchen ganz stolz.
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